ElternMedienLotsin: "Es geht immer darum, einen Austausch unter den Eltern anzuregen"

Was machen Kinder im Internet? Welche Inhalte tauschen sie auf Handys aus? Wie gefährlich sind Computerspiele?  Damit sich Erwachsene besser im virtuellen Dschungel orientieren können, vermittelt TIDE EltermMedienLotsen für Elternabende. Doch was genau machen MedienLotsten und wie läuft die Ausbildung ab? Darüber hat das Mediennetz Hamburg mit der Medienlotsin Marlen Lutz gesprochen.

Stellen Sie sich doch bitte mal kurz vor, wer sind Sie und was machen Sie? 

Ich bin Marlen Lutz und arbeite als Medienpädagogin in Hamburg und Niedersachsen. Studiert habe ich Kultur- und Bildungswissenschaften, mittlerweile bin ich als Workshopleiterin, Referentin, Kamerafrau, Coachin, Moderatorin, Sprecherin, Cutterin usw. – kurz: in der Medienwelt unterwegs. Besonders am Herzen liegen mir die medienpraktische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Radio, TV & Film) sowie die Arbeit mit Eltern.

Erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihre Ausbildung zur Medienlotsin. 

Die Ausbildung zur Medienlotsin war vor allem eins: Hands on und mittenrein!  Infos gab’s ganz praktisch wöchentlich online und an ein paar Seminarwochenenden. Nach dem ersten gemeinsamen Wochenende arbeiteten wir schon in Gruppen an unserem ersten Elternabend-Konzept für je eine bestimmte Altersgruppe bzw. Klassenstufe.

Einarbeiten konnten wir reichlich Input von verschiedensten Experten aus Schleswig-Holstein und Hamburg zu den verschiedenen Medien, aktuellen Gadgets und Fragen in der Medienerziehung sowie zur Zielgruppe Eltern. Durch die Arbeit in Gruppen und die Zusammenkunft am Seminarwochenende gab es immer hilfreiches Feedback. Trotzdem war eine sehr eigenständige Arbeitsweise gefragt.

Die Ausbildung nahm neben meiner damaligen Vollzeit-Anstellung viel Zeit und Kraft ein, hat sich aber definitiv gelohnt und einen festen Grundstein für meine weitere medienpädagogische Arbeit gelegt. Wirklich ausreifen tut das Ganze ja schließlich erst, wenn man es macht – also nach den ersten Elternabenden.

Wie laufen die Elternabende ab? 

Die Abende können von Lotsin zu Lotsin, von Einrichtung zu Schule zu Verein und von Thema zu Thema ganz unterschiedlich sein. Ich bereite immer – je nach Alter der Kinder – einen bestimmten Grundablauf vor und entscheide dann vor Ort im Gespräch mit den Erziehenden, auf welche Themen ich jetzt mehr eingehe – eben je nachdem wo die Interessen und Bedarfe liegen.

Es kann aber auch sein, dass ein bestimmtes Thema direkt im Vorfeld gewünscht wird, zum Beispiel Gaming, soziale Netzwerke oder das erste Handy. Ganz allgemein geht es mir immer darum, einen Austausch unter den Eltern anzuregen, dabei kein 90 Minuten Referat zu halten, sondern Denkanstöße einzubringen, Tipps zu geben und Fragen aufzuwerfen, die dann gemeinsam diskutiert werden.

Was ist das Besondere an diesem Projekt/Ansatz, inwiefern können die ElternMedienLotsten einen anderen Zugang zu den Eltern finden? 

Ich finde es besonders, dass durch die ElternMedienLotsen das heutzutage extrem wichtige Thema Medienerziehung nicht nur bei Schule belassen werden muss. Die Arbeit mit Externen bringt für die Schulen, Kitas, Vereine und andere Einrichtungen viele Vorteile und entlastet Erzieher/innen und Lehrkräfte. Die Lotsen sind besonders geschult, orientieren sich auch an den neuen Entwicklungen im Medienbereich und schaffen es vielleicht auch, mal einen blinden Fleck im vorhandenen System (gerade bei Schulen) zu finden und zu füllen. Ich denke, die Arbeit mit Externen ist stets für beide Seiten sehr fruchtbar. 

Was sind die Fragen, mit denen sich Eltern aktuell besonders beschäftigen? 

Ich gebe vorwiegend Elternabende in Kitas und Grundschulen. Da geht es aktuell häufig um Games (natürlich nicht zuletzt seit dem riesigen Fortnite-Hype – auch an Grundschulen), soziale Medien, erste Schritte im Netz, altersgerechte Inhalte und technische Möglichkeiten der Kindersicherung digitaler Mediengeräte. Ein absoluter Dauerbrenner ist außerdem die Frage nach der Aufstellung und Durchsetzung von verbindlichen Regeln zur Mediennutzung im Familienalltag.

Vielen Dank für das Interview!