Magazin / Reportagen 
Margret Beck

Medienkompetenzförderung: Gut für Hamburg

Die Behörde für Kultur und Medien erarbeitet zurzeit – angestoßen durch eine große Anfrage in der Hamburger Bürgerschaft – einen Rahmenplan für die Medienkompetenzförderung in Hamburg.

Margret Beck, in der Behörde zuständig für strategische Medienprojekte und betraut mit der Erstellung des Konzeptpapiers, erläutert die Ziele und den Entstehungsprozess des Rahmenplans.

Stadtteilzentren, Jugendtreffs, Kulturläden: Alle, die sich dort einbringen, wissen um die Wichtigkeit von Medienbildung, und das nicht erst seit gestern. Die Nützlichkeit von Medien für Lernprozesse ist ebenso bekannt wie der Bildungsgehalt des reflektierten Umgangs mit Medien oder der Beitrag von Medienarbeit als Teil kultureller Bildung. Neu ist, dass Medienkompetenzförderung heute als Anspruch an Bildungs- und Kultureinrichtungen, außerschulische Lernorte und Familien in aller Munde ist – neu, aber leicht zu erklären: Es liegt an den digitalen Medien, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen. Ob man sie beherrscht und anwendet oder nicht, das entscheidet in nicht unerheblichem Umfang über die Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe – ob in Beruf, Politik, Freizeit oder in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Und die Entwicklung geht mit ungeheurer Dynamik weiter.

Im letzten Jahr wurde der Senat der Stadt mit einer großen Anfrage der SPDFraktion gebeten, umfangreich Auskunft darüber zu geben, welche Möglichkeiten junge und ältere Hamburgerinnen und Hamburger mit und ohne Migrationshintergrund als „digital natives“ und „digital immigrants“ haben, sich für die Wissensgesellschaft fit zu machen: in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, in Projekten, Stadtteilzentren oder Initiativen. Die Antwort hat beeindruckt: Bildungspläne für Schulen und vorschulische Einrichtungen, Projekte, Plattformen, Netze, vielfältigste Organisationen, Beratungs- und Informationsangebote. Fast käme man auf die Idee, man könne sich jetzt ausruhen. Wer sucht, der findet. Wer sich informieren oder beraten lassen will, findet Ratgeber en masse. Wer lernen möchte, findet Angebote ohne Ende. Dennoch hat die Behörde für Kultur und Medien sich vorgenommen, einen „Rahmenplan“ für die Medienkompetenzförderung zu erarbeiten. Welchen Gewinn kann man sich nun davon versprechen? Die Chance des Rahmenplans liegt darin, das Bestehende transparent zu machen und es zu systematisieren. Was gibt es und gibt es das, was gebraucht wird? Und gibt es das dort, wo es gebraucht wird? Wo ist die Stelle, die besorgten Eltern hilft, ihre Kinder in der Medienwelt zu begleiten? Wer klärt über Datenschutz auf? Wer kennt die „Fallen“ von sozialen Netzwerken? Ist mein Kind computersüchtig? Wo können Amateure Filme drehen oder Radiosendungen produzieren? Und wo sie präsentieren?

Bedingung für ein zugleich flexibles wie verlässliches und maßgeschneidertes Angebot ist die gute Zusammenarbeit der Akteure. Auch hier kann der Rahmenplan Transparenz schaffen, Potenziale besser ausschöpfen und Kooperation verbessern. Was z.B. leistet das Mediennetz Hamburg, was die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur? Was ist der besondere Beitrag von TIDE oder der Medienanstalt Hamburg Schleswig Holstein? Was bietet das Jugendinformationszentrum der Behörde für Schule und Berufsbildung, was die Stadtteilkulturzentren? Und wie lässt sich die Zusammenarbeit in Hamburg und speziell die zwischen Schule und außerschulischen Akteuren verbessern? Welche Struktur wird gebraucht?

Mit guter Zusammenarbeit sollte es gelingen, gemeinsam an Entwicklungen zu arbeiten und die speziellen Kompetenzen zusammen zu tragen. In welchen Stadtteilen z.B. gibt es besonderen Bedarf, wer kann ihn befriedigen? Wer hat Erfahrungen mit …? Was können Hamburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten? Wo brauchen wir Forschungsergebnisse? Und wo mehr bzw. bessere Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen? Kann man sich auf Schwerpunkte einigen und Synergien erreichen?

Das Rahmenkonzept wird in der Behörde für Kultur und Medien erarbeitet – als Dienstleistung und Angebot für alle, die auf dem Feld tätig sind und sich einbringen wollen. Im Auftrag der Behörde hat die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein deshalb im April dieses Jahres in der Altonaer MOTTE einen Workshop durchgeführt, bei dem zahlreiche auß­erschulische Akteure wichtigen Input leisteten. Zurzeit wird die Arbeitsfassung des Konzeptes finalisiert. Danach geht es erneut in die Diskussion: Ist es das, was wir brauchen? Was fehlt? Was muss anders sein? Anfang des nächsten Jahres soll dazu eingeladen werden.

Ein gemeinsamer Rahmenplan könnte dann auch eine weitere gute Funktion haben: Hamburg ist einer der großen Medienstandorte Deutschlands, ja Europas: Wirtschaft, Hochschulen, Wissenschaft, Qualifikation, Netzwerke. Die ganze Vielfalt ist in Breite und Spitze präsent, das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Die Stadt braucht die Medien – ein unverwechselbarer
Beitrag für eine lebenswerte Stadt und ihre Zukunft. Medienbildung, Medienwirtschaft und Medienpolitik zusammen zu denken, das ist in Hamburg besonders gut möglich. Alle diejenigen aus Politik und Wirtschaft, die um die gesellschaftliche Bedeutung der Medienkompetenzförderung wissen und oft auch davon profitieren, sind eingeladen sich zu beteiligen. Wann, wenn nicht jetzt?

Autorin: Margret Beck
Erschienen im Stadtkulturmagazin Ausgabe 15/2010
www.stadtkulturmagazin-hh.de

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