"Es geht nicht ums Gewinnen, sondern darum, dass der Film läuft"
Zwei junge Filmemacher zeigen auf dem abgedreht ihren verstörenden Film "Rotkäppchen - Eine Erzählung von Blut und Tod"

Zwei junge Hamburger Filmemacher haben einen verstörenden Film über ein Mädchen gedreht, das von einem Paar ins Haus aufgenommen wird. Bis sich heraus stellt, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt... Der Film ist ein Projekt von Martin Czaja (20), er ist gerade dabei, sich an Filmhochschulen für Regie zu bewerben und Florian von Bornstädt (22), der gerade eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton absolviert und nach der Ausbildung ebenfalls Regie studieren möchte.

Mediennetz Hamburg: Wie ist euer Film „Rotkäppchen – Eine Erzählung von Blut und Tod“ entstanden?

Florian von Bornstädt: Entstanden ist er durch eine Idee, die ich vor zwei Jahren hatte. Und dann habe ich ein Drehbuch geschrieben, da habe ich mir aber noch nicht zugetraut, dass ich das Projekt alleine packen könnte. Deswegen habe ich nach einem Mitstreiter gesucht und da hat sich Martin im Internet beim Amateurfilmforum gemeldet. Wir haben uns zusammen getan und überlegt, wie wir das finanzieren können. Dann kamen wir auf Crowdfunding, haben ein Werbevideo gedreht, das Geld von 2.100 Euro kam und dann konnten wir drehen. Wir mussten aber selber aus eigener Tasche noch mal 300 Euro nachträglich drauflegen.

Wie seid ihr an die Schauspieler, an die Technik gekommen?

Martin Czaja: Die Schauspieler haben wir auch übers Internet gefunden. Es haben sich wirklich eine Menge Leute gemeldet, die das Drehbuch kannten und bereit waren, das zu drehen. Der Film ist ja doch etwas derber und wir dachten, da kommen nicht ganz so viele. Gedreht haben wir bei Bekannten, die haben ihr Haus zur Verfügung gestellt.

Florian: Wir haben uns einen Kameramann gesucht, der sehr viel Equipment mitgebracht hat, Licht, Ton, Kamera. So kamen wir dazu, unseren Film in dieser Klasse zu produzieren.

Habt ihr während der Schulzeit Film-AGs oder ähnliches besucht?

Florian: Ja, es gab damals diese Wahlpflichtkurse in der Schule und da gab es bei uns einen Kurzfilmkurs. Ich habe vorher immer mit dem Computerspiel "Die Sims 2" sehr viele Filme gedreht, da war ich bei youtube auch relativ erfolgreich mit diesen Videos, damit fing das halt an.

Martin: In der Schule habe ich ziemlich viel privat selber gedreht, so für mich, learning by doing. Ich habe durchs Internet erfahren, wie man das macht. Nebenbei hebe ich Workshops besucht in Hamburg beim Jugendfilm e.V., dort habe ich angefangen und meine ersten Kontakte geknüpft. Da wurde mir richtig professionell der Film näher gebracht.

Wie wichtig war für dich, dass du über ein Projekt wie Jugendfilm e.V. an das Filmemachen heran geführt wurdest?

Martin: Ich finde, dass solche Projekte schon sehr wichtig sein können. Man kann aber auch von alleine, darauf stoßen. Aber solche Institutionen, Vereine und Workshops können enorm viel helfen, den Film einfach näher zu bringen und vieles ermöglichen. Weil da natürlich auch professionelle Leute dabei sind, die mir zeigen können, wie geht das eigentlich. Und dadurch interessiert man sich immer mehr und bekommt mehr Möglichkeiten. Mein Filmerweckungsmoment war aber schon vor den Workshops, da wusste ich dann schon, ich will Film machen.

Welche Bedeutung haben Nachwuchsfilmfestivals für euch?

Florian: Ich finde das total wichtig! Das ist eine super Kontaktbörse, die wir dadurch bekommen. Es geht aus meiner Sicht auch nicht ums Gewinnen, sondern darum, dass der Film läuft. Man sieht die Leute, wie sie reagieren. Wir haben beim Screening gemerkt, die waren entsetzt, die waren gebannt, die waren fasziniert.

Martin: Ich finde es toll, dass man sich mit den anderen Nachwuchsfilmemachern austauschen kann, hingehen kann und sagen, das hat mir gefallen, das fand ich an deinem Film cool. Wichtig ist auch, dass man sich austauscht, dass man so viele unterschiedliche Sachen sieht.

Was war das für ein Gefühl, als euer Film zum ersten Mal auf großer Leinwand lief?

Florian: Das war ein tolles Gefühl! Wir haben an dem Projekt monatelang gearbeitet und wenn es dann vor Publikum läuft merkt man, es hat sich gelohnt.

Ihr habt euren Film ja über die Crowdfunding-Plattform startnext finanziert, wie wichtig war das für euch?

Martin: Solche Plattformen sind sehr wichtig! Das ist eine neue Art, dass auch beiden Seiten was gegeben wird. Es ist eine Art Spende, aber natürlich bekommt auch der Spender etwas dafür, er ist ein Teil dieses Projekts. Es ist eine unglaublich gute Plattform, denn man sieht, was mit dem Geld eigentlich passiert. Es kommt an, man sieht die einzelnen Schritte der Produktion, bekommt immer wieder neue Einblicke. Je mehr ich spende, desto coolere Sachen bekomme ich ja auch, zum Beispiel einen Set-Besuch. Ich kann live da sein und die Leute bei ihrer Arbeit beobachten.

ANNA POSTELS

"Rotkäppchen - Eine Erzählung von Blut und Tod" läuft am Donnerstag Abend ab 19.30 beim abgedreht: www.abgedreht-hamburg.de

Mitwirkende, Erwähnungen und Verbindungen