Mo&Friese Kinder Kurzfilm Festival Hamburg im Jahr 2021
Mo&Friese ist ein Kurzfilm Festival für Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 14 Jahren. Jedes Jahr präsentieren die beiden Maskottchen, das kleine Mädchen Mo und sein Katzentier Friese, hier Kurzfilme aus aller Welt.

In diesem Jahr findet das Festival vom 17. bis 24. Januar situationsbedingt in einer neuen Form statt. Wir haben Lina Paulsen und Laura Schubert, durch die das Festival seit 2014 geleitet wird, zum 22. Kinder Kurzfilm Festival interviewt und dabei auch nach ihren Erfahrungen zum Festival und dessen Planung während des außergewöhnlichen letzten Jahres, befragt.

Mediennetz Hamburg: Kinosäle und Schulen sind noch immer geschlossen, doch das Mo&Friese Kinder Kurzfilm Festival muss dennoch nicht ausfallen. Wie findet das Festival in diesem Jahr statt?

Lina Paulsen & Laura Schubert: Das Festival findet dieses Jahr zum allerersten Mal online statt. Das heißt, dass Kinder, Jugendliche und natürlich auch alle anderen die Programme von zuhause aus anschauen können. Dafür nutzen wir die Plattform Kulturserver e. V. Zudem bieten wir Pädagog*innen eine Homeschooling Variante an, bei der die Schüler*innen die Programme per passwortgeschütztem Link anschauen können. Das ist ziemliches Neuland für uns Kinoliebhaber*innen ..

Warum ist es wichtig, dass das Mo&Friese trotz allem stattfindet?

Mo&Friese ist eines der ganz wenigen Festivals für Kinder und Jugendliche, das sich ausschließlich dem Kurzfilm widmet. Da wir unsere Festivalkinos und das Kino generell als Veranstaltungsraum so zentral finden, haben wir lange gezögert und noch ziemlich lange gehofft, doch vor Ort stattfinden zu können. Als dann klar war, dass das nichts wird, standen wir vor der Wand bei uns im Büro, an die wir alle Filmprogramme angepinnt haben, und merkten, wie wahnsinnig schade es wäre, diese liebevoll kuratierten Programme gar nicht zeigen zu können. Die internationalen Kurzfilme, die wir bei Mo&Friese zeigen, finden ohne Plattformen wie uns oft leider gar keinen Weg zum Publikum. In den Gesprächen, die wir daraufhin mit vielen Filmemacher*innen geführt haben, wurde uns gerade dieser Aspekt nochmal besonders deutlich.

Bei Festivals geht es auch um das Zusammenkommen von Menschen und das gemeinsame Erleben. Wie können das Gefühl und der Charakter eines Festivals online geschaffen werden?

Eine gute Frage ... Normalerweise werden die Programme von uns moderiert, fremdsprachige Filme live eingesprochen und viele Filmemacher*innen sind zu Gast. Um den Festivalcharakter zu wahren und das Gefühl von Zusammengehörigkeit dennoch zu erhalten, haben wir zu allen 11 Programmen Moderationen aufgezeichnet, die die Filme begleiten. Außerdem haben uns viele Filmemacher*innen kleine Videobotschaften geschickt oder uns im Voraus kleine Interviews gewährt. Auch die Einsprache haben wir mit unseren tollen Sprecher*innen im Vorfeld aufgenommen. Die drei Jurys tagen online und begegnen sich in virtuellen Konferenzen. Über die Gewinner*innen des Gib mir 5!-Wettbewerbs können die Zuschauenden entscheiden und selbst aktiv werden. Für unsere Eröffnung, die normalerweise in einer ziemlich aufwendigen Spiele- und Bastelparty endet, haben wir auf Anfrage umsonst 100 Bastelsets verschickt. Damit kann sich jede*r Girlanden, Masken, Popcorntüten und Eintrittskarten für das eigene Festivalkino bauen ... und danach auch noch einen eigenen kleinen Friesling basteln (gibt‘s auch alles zum Download auf unserer Seite.) Das alles ersetzt aber natürlich nicht das magische Miteinander im Kino und vor allem den Austausch mit Filmschaffenden und zwischen den Kindern.

Wie werden die Kinder in diesem Jahr interaktiv mit eingebunden und wie kann Medienbildung online stattfinden?

Zu allen Programmen gibt es pädagogisches Begleitmaterial mit vielen Tipps zur Vor- und Nachbereitung aber auch Bastelideen. Auch die Moderationen laden die Kinder dazu ein, das Screening aktiv mitzugestalten - sei es durch Fragen, kleine Spiele oder lautes Rufen. Wir fordern die Kinder in den Moderationen zudem dazu auf, uns Filmkritiken oder Eindrücke aus dem Heimkino zu schicken.

Vieles verlief bei der Planung dieses Mal vermutlich anders als gewohnt. Was waren die größten Herausforderungen, denen ihr bei der Planung begegnet seid?

Zu den größten Herausforderungen gehörte für uns vor allem das Umdenken. Normalerweise haben wir eine stressige Zeit VOR dem Festival und dann nochmal in der Festivalwoche. Aber da haben wir dann auch das passende Adrenalin. Wir können in Livemoderationen auf die Filme und die Filmemacher*innen sowie das Publikum eingehen und ziehen daraus auch unheimlich viel Energie. Das ist bei der Voraufzeichnung anders. Zusätzlich war einfach wahnsinnig viel zu bedenken: Was muss noch alles auf Deutsch eingesprochen werden? Wann muss welche Aufzeichnung wo sein? Und es gab generell viele Fragen, die wir uns bislang noch nicht gestellt hatten: Wieviel Geld sind die Leute bereit zu zahlen? Wie machen wir das mit Einzel- oder Gruppentickets? Erschwerend hinzu kam natürlich auch, dass sich die Lage in der Vorbereitung ziemlich oft verändert hat und dass wir einfach soooo sehr am Kino als Ort hängen. Wenn wir früher auf eine Onlinevariante umgestiegen wären, hätten sich einige Momente sicherlich entspannter angefühlt. (Zumal wir ja eigentlich auch schon in den Startlöchern für das nächste Festival sitzen.) Aber die letzten Tage hat es sich doch auch wieder wie ein richtiges Festival angefühlt. Und zum Glück haben wir ein super Team, das uns gerade wirklich toll unterstützt.

Habt ihr bei der Planung des abgewandelten Formats auch Erfahrungen gemacht oder neue Möglichkeiten entdeckt, die ihr für euch mitnehmen und vielleicht auch in Zukunft nutzen möchtet?

Die schönste Erfahrung war die Produktion der Interviews mit den Filmemacher*innen und die Videos, die wir aus aller Welt erhalten haben. Plötzlich waren wir doch wieder in Kontakt und haben eine Verbindung gespürt, die sich hoffentlich auch in den Programmen transportiert. Auch wenn das Festival zumindest teilweise wieder im Kino stattfinden wird (und damit rechnen wir fest!!!!), möchten wir dieses Format definitiv beibehalten. Es wird ja wahrscheinlich noch auf längere Zeit schwierig sein zu reisen ... und auch was die CO2-Emissionen angeht, kann man so vielleicht ein paar Langstreckenflüge sparen ... Zudem ist es natürlich auch attraktiv, als Festival über die Stadtgrenzen hinaus aktiv sein zu können ...


Vielen Dank für das Interview!

 

 

| © bereitgestellt von Lina Paulsen und Laura Schubert